Die Laudatio vor der versammelten Mannschaft
nimmt Bezug auf die Karikatur
unseres "Politikpapstes"
aus der Feder unseres Kollegen
Alois Berg.
Alois Berg
in der Saarbrücker Zeitung
Sa./So., 24./25. November 2001
Der Laudtor vom Dienst hat auch die
jungen Lacher stets auf seiner Seite.
Hier eine Kostprobe der
kneifel'schen Geburtstagslyrik.
Eine unnachahmliche Nachahmung der
unnachahmlichen Metaphorik
des Johannes Kühn
Illustrationen von Beate Gorges-Woll
Der Verlegenheitslaudator des Lyrikers
mit seiner schnöden Prosa,
aber feierlich,
im byzantinischen Ritus
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Sehr
vermisster Jubilar,
lieber Peter,
wenn
es nach der von Dir geprägten Tradition unseres
Geburtstagsrituals ginge,
müsstest Du dir heute deine eigene Laudatio halten, in
deinen so unnachahmlichen,
dem Klassiker Johannes Kühn nachempfundenen Versen.
Es spricht für deine Bescheidenheit,
dass Du auf diese Form der poetischen Onanie verzichtest
hast.
Aber sag', wer von deinen sportlichen Mitstreitern wäre
so kühn,
eine solche Aufgabe zu übernehmen?
Es wäre ein schier unmögliches Unterfangen, eine
gotteslästerliche Anmaßung!
So bleibt mir, dem Dilettanten, nur die schnöde Prosa,
um eine annähernd angemessene Würdigung deiner
epochalen Persönlichkeit zu versuchen
. Eine
solche Laudatio muss den grossen historischen Kontext
einbeziehen.
Er führt uns ins Zentrum des Ost-West-Konfliktes.
Dieses inzwischen Makulatur gewordene Spannungsfeld der
politischen Systeme
hat der Jubilar durchlebt, überlebt.
In der Tschechei, in Prag hatte er seinen Frühling,
lange vor dem politischen.
Dort, an der Naht zwischen Sozialismus und Kapitalismus
hat er als Flüchtling
die Polarisierung der beiden politischen Lager erfahren.
"Flucht" ist bis heute das Leitmotiv seiner
bewegten Biographie geblieben:
* Flucht von 0st nach West
* Flucht vor der Vorlesung in die Skatrunde der Mensa
* in den Ferien der Weg ins spanische Ferienexil
* von der Costa del Sol nach Südtirol
* der Rückzug aus der fachdidaktischen Kommission
* das Ende einer grossen Torhüter-Karriere, auch eine
Flucht?
Peter hat
den oben erwähnten Ost-West-Gegensatz nicht nur
durchlitten.
Er hat ihn auch, wie kaum einer der grossen politischen
Akteure selbst gestaltet.
In zahllosen Tafelbildern hat er den Konflikt seiner
Komplexität beraubt,
ihn reduziert auf ein optisch ansprechendes Gerüst von
Begriffen, Zahlen und Pfeilen.
In einer Zeit, als die Computer noch laufen lernten,
hat er in einem methodischen Genie-Streich jene
Zeitgeschichte neu geschrieben,
sie in die Sphäre der Symmetrie entrückt.
Dafür waren ihm Scharen epigonenhafter Geschichts- und
Politiklehrer dankbar.
Peters geniale Tafelbilder wurden für die Schüler zur
Labsal,
zum Manna auf dem verlockenden Weg des kleinsten Zwanges.
Es entbehrt nicht einer persönlichen Tragik, dass die
doch für die pädagogische Ewigkeit
bestimmten Tafelbilder nun im doppelten Sinne
revisionsbedürftig geworden sind.
Einmal müsste der Verfasser im Interesse seiner digital
orientierten Fan-Gemeinde
eine Computer-Version herausbringen, wogegen sich der
Geehrte verzweifelt wehrt.
Zum anderen ist mit dem Fall der Mauer und dem Verlust
der Feindbilder dem Verfasser
wohl auch das motivierende Element seiner bipolaren
Weltsicht verloren gegangen .
Um so frustrierender muss es sein, dass mit dem
Ausscheiden aus der aktiven
Kampftruppe ihm auch noch das Ventil der sportlichen
Konfrontation abhanden kam.
Neben
den unumstrittenen fachdidaktischen Verdiensten
darf eine andere historische Leistung des Jubilars nicht
unerwähnt bleiben:
als Altbau-Präsident hat er dank seiner
Führungskompetenz
und mit seinem erstaunlichen Harmoniebedürfnis das
kepler'sche Gesetz
von der Konfrontation und Unvereinbarkeit der beiden
pädagogischen Welten widerlegt.
Sein kollegiales Modell systemübergreifender Konvergenz
hat mit der Aussöhnung
der feindlichen gymnasialen Brüder die nationale
Wiedervereinigung
gleichsam "en miniature" vorweggenommen.
Der
ideologiekritische Ansatz der "gelebten
Konvergenz" ist auch in seiner Wirkung
ausserhalb der Schule nicht zu unterschätzen.
Schon bald nach der Berührung mit dem kapitalistischen
Wirtschaftssystem hat Peter
für eine Entrümpelung des klassischen
Sozialismusbegriffs gekämpft.
Er hat die Berührungsängste der Linken gegenüber der
Konsumgesellschaft abgebaut
und als einer der ersten den Stallgeruch der 68-iger in
den Nobelrestaurants etabliert.
Über die gelebte Konvergenz führt der Weg zum Lebemann.
Wie im Märchen von den Sterntalern! Mitten im Kalten
Krieg fielen sechs Sterne
aus dem sozialistischen Himmel, und als der kleine Peter
sie aufhob, da staunte er!
Der eine Stern war von Merzedes, die fünf anderen vom
Guide Michelin.
Fast wäre
mir der saarländische Ministerpräsident und
Kneifel-Schüler, Peter Müller
mit seiner Ehrung des Jubilars zuvorgekommen.
Wie aus der saarländischen Staatskanzelei zu erfahren
war, wird Kneifel in Kürze vom
Bundesinnenminister der Otto-Schilly-Pitbull-Preis
verliehen werden
in Anerkennung seiner bahnbrechenden Erfolge
bei der kastrations- und sterilisationsfreien Züchtung
spanischer Kampfhunde.
Bei Jubiläen wie dem heutigen ist es üblich, den
Betagten mit einem Titel zu ehren.
Auf der Suche nach der angemessenen Auszeichnung hat sich
der Festausschuss
die Entscheidung nicht leicht gemacht.
"Professor" wäre für den grossen Politologen
sicher recht und billig gewesen.
Er klänge aber nach Bennos Ernennung schon etwas
abgegriffen.
Der Antrag, den Jubilar wegen seines konstant suizidären
Zigarettenkonsums
zum Ehrenmitglied des "Krematoriums Unheilbares
Deutschland" vorzuschlagen,
wurde aus Pietät gegenüber den zahllosen Nikotinopfern
von einer entrüsteten Mehrheit abgelehnt.
Der erste konsensfähige Vorschlag war die Verleihung des
Titels eines "Generalisimo".
Zur
Begründung wurde angeführt:
Allein die Form eines Superlativs werde der einmaligen,
herausragenden Bedeutung
des Geehrten gerecht.
Der Titel des "Generalisimo" sei seit dem Tode
des spanischen Diktators vakant,
und nur die Persönlichkeit des Jubilars allein sei in
der Lage,
dem Titel seine ursprünglich positive Ausstrahlung
zurückzugeben.
Peters sehr emotionale Bindung an Spanien sei bekannt.
sie habe den Verkauf des Feriendomizils an der Costa del
Sol überlebt.
In seinem leider allzu früh verstorbenen, zärtlichsten
aller spanischen Kampfhunde
habe diese Anhänglichkeit gleichsam Gestalt angenommen.
Wenn schon ein General, so hieß es, dann einer mit fünf
Sternen.
Das käme seiner Vorliebe für die berühmten *****
entgegen.
Auch verweise der Titel auf die so generalstabsmäßige
Anlage seiner Tafelbilder .
Generalstabsmäßig und von hohem strategischen Niveau
sei auch seine Führungsrolle auf dem "Felde der
Ehre".
Es sei nur erinnert an das "Spiel der Spiele"
gegen den"Harten Kern",
wo das geniale Feldherrntalent des böhmischen
Gebenedeiten
uns Kollegen einen unvergessenen Triumpf über die
ehemaligen Schüler bescherte.
Die
Mehrheit des Ausschusses gab zu bedenken,
dem Titel des "Generalisimo" fehle das
Charismatische, die religiöse Überhöhung.
Nach sehr kontroverser Debatte kam es dann doch noch
zu folgendem einstimmigen Beschluss:
Der für Peter bei Schülern- und Praktikantinnen
übliche Titel des "Politikpapstes"
erfährt hiermit die ausdrückliche Anerkennung des
Festausschusses.
Dies in Würdigung der überragenden Bedeutung des
Jubilars
für die Politik und die Methode ihrer Vermittlung.
Auch wird
ihm der für die Päpste übliche Titel des
"Pontifex Maximus" verliehen.
Der lateinische Name meint den "obersten
Brückenbauer" .
Peter, der ja den Namen des Heiligen Petrus, des ersten
Papstes trägt,
hat in der Tat sehr viele Brücken geschlagen:
* die
Brücke von Ost nach West, wie sein Freund und Kollege
Woitila,
mit dem er auch das Faible für die Touristik teilt.
* die Brücke vom Sozialismus zum Kapitalismus
* die in
der Schule zwischen Theorie und Praxis,
* vom Altbau zum Neubau, * vom GSG zu Johannes Kepler,
* dann die so wichtige menschliche Brücke
zwischen Lehrern und Schülern
und last not least, lieber Peter,
* mit deinem 60. Geburtstag im Jahre 2000, dem heiligen
Jahr,
verbindest Du zwei Jahrtausende, gleichsam das Alte mit
dem Neuen.
Freund
Alois verdanken wir die karikaturistische Würdigung
deiner Biographie.
Lieber Alois, von dieser Stelle aus, herzlichen Dank auch
im Namen der Truppe.
An Dich
aber , lieber Peter, Pontifex, zum Schluss eine Bitte:
Möge die Brücke zwischen dem Fussball-Pensionär und
den Aktiven
auf dem Felde der Ehre niemals abreissen!
Zur
Bibliographie nur der Hinweis auf drei Standartwerke
P. Kneifel:
"Die Konvergenz-Theorie im Lichte des
Gastronomischen Sozialismus"
aus "Beiträge zur Ideologie-Kritik",
Costa del Sol 1982
P. Kneifel:
Aus Kneifels Schatzkästlein des pornographischen
Hausfreundes,
neuüberarbeitete Ausgabe,
Alsheim 1999
Dr. B.Rech:
Zum Thema der Johannes-Kühn-Rezeption in der Sammlung
"Johannes Audax"
unter dem Titel: "Metaphorik und Senilität am
Beispiel der Kneifel'schen Geburtstagslyrik",
Hasborn 2000
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